Zombie

Ein kleines Beispiel aus dem ärztlichen Alltag in Sachen Hegemonie der Pharmakotherapie

Vor langer Zeit, es muss schätzungsweise um die Jahrtausendwende gewesen sein, überwies ich einen ca. 80-jährigen Patienten zu einem Facharzt. Bei der Anmeldung am Tresen fragte die Arzthelferin (heute: medizinische Fachangestellte) neben seinen Personalien auch nach seinem Medikamentenplan. Hier der kurze Dialog:

Patient: „Was für einen Plan meinen Sie?“

MFA: „Na, Ihren Medikamentenplan!“

Patient: „So was habe ich nicht!“

MFA: „Dann sagen Sie mir doch, welche Medikamente Sie nehmen, oder wissen Sie das nicht?“

Patient: „Ich nehme keine Medikamente!“

MFA: „Wie, Sie nehmen keine Medikamente? Nehmen Sie denn nichts ein?“

Der Patient erzählte mir später, er sei sich wie ein Außerirdischer vorgekommen. Schon vor 20 Jahren war es also absolut ungewöhnlich, wenn ein 80-Jähriger nicht wenigstens ein Medikament gegen hohen Blutdruck, einen „Blutverdünner“ oder einen Cholesterinsenker eingenommen hat.

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