Bryonia (Homöopathie 3)

Die folgende Geschichte über die weiße Zaunrübe (Bryonia) hat etwas Märchenhaftes, aber sie ist wahr, denn ich habe sie erlebt, und das auch und sogar am eigenen Leibe.

Wochen, bevor die ersten Corona–Fälle in Deutschland auftraten, hörte ich von homöopathisch arbeitenden Ärzten aus dem Iran, Indien und der Türkei (Homöopathen sind weltweit gut vernetzt), mit welchen homöopathischen Mitteln sie diese neue Krankheit behandelten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten war bald klar, dass Bryonia am besten zur Heilung geeignet ist, weil es alle Symptome abdeckt: hohes Fieber, Halskratzen, Gliederschmerzen, trockener Husten, Atemnot, ggf. Geruchs- und Geschmacksverlust, drückende Kopfschmerzen, Benommenheit (eine Art „Nebel“ im Gehirn), aber auch andere, seltene Symptome wie z.B. Durchfall.

Bevor also der erste Corona - Fall in meiner Praxis auftauchte, wusste ich, dass Bryonia helfen würde. In manchen Fällen einer Grippe-Epidemie ist es weitaus schwieriger, das beste Mittel zu finden. In unserer damaligen Homöopathie-Arbeitsgruppe haben wir des Öfteren lange gesucht, und nicht immer waren wir uns einig.

Aber bei Corona war der Fall klar, jedenfalls für mich. Ich habe zu Beginn der Pandemie zur Möglichkeit der Behandlung mit Bryonia einen Leserbrief geschrieben, der es damals noch ohne Schwierigkeiten durch die Zensur der EJZ-Redakteure schaffte. Als Reaktion darauf erntete ich reichlich Spott und Häme. Ein urologischer Kollege, zu dessen Kerngeschäft nicht unbedingt die Behandlung von Atemwegserkrankungen gehört, antwortete gewohnt zynisch und gab mir per Zeitung den Rat, ich solle doch nach Tschechien gehen, dort meine Kügelchen verteilen und die Leute hier in Ruhe lassen.

Ich habe bis heute schätzungsweise knapp 100 Corona-Patienten behandelt, darunter auch schwerkranke, und Bryonia hat immer geholfen. Allerdings muss die Höhe der Potenz sowie die Häufigkeit der Einnahme an die Schwere der Krankheit angepasst werden. Dazu braucht es schon etwas Erfahrung. Bei sehr hohem Fieber und schwerer Symptomatik habe ich Bryonia in der Potenz C 50.000, notfalls stündlich gegeben. Es ist also nicht verwunderlich, wenn Bryonia C 30, nur einmal eingenommen, nicht hilft. Das ist das Problem bei Kochbuchrezepten aus dem Internet. Oft habe ich die Patienten gar nicht gesehen, sondern sie haben die Globuli nach telefonischer Anweisung genommen.

Ich möchte exemplarisch ein Beispiel eines schwerkranken Patienten schildern. Ein Mann, Alter Ende 70, den ich bis dato nicht kannte, rief an und wollte sich von mir behandeln lassen. Er war schwer krank, mit hohem Fieber, Benommenheit und starker Atemnot. Er hatte große Angst vor dem Krankenhaus bzw. der Intensivstation. Er wohnte nahe Lüneburg und wurde von seiner Lebensgefährtin zu mir gefahren. Ich bekam einen Schreck, als ich ihn sah. Er war wirklich schwer krank und hatte eine Atemnot, die ich so noch nicht gesehen hatte. Ich habe früher (in der Ära vor den Asthmasprays) häufiger Patienten mit schwersten, lebensgefährlichen Asthmaanfällen gesehen, aber bei diesem Patienten war es irgendwie anders. Ich hörte ihn ab und hörte keine Geräusche wie bei einer Lungenentzündung oder bei Asthma. Er atmete „ruckartig“ und sagte selbst, er könne nicht richtig durchatmen. Er hatte leicht blau angefärbte Lippen und quälte sich sichtbar. Eigentlich ein Fall für eine sofortige stationäre Einweisung, am besten per Notarzt. Aber er weigerte sich beharrlich.

Jetzt hatte ich ein Problem: Wenn „mein“ Bryonia nicht helfen würde und er stürbe, was dann? Sie waren zu zweit, mir unbekannt und seine Lebensgefährtin könnte mir ja im Nachhinein vorwerfen, dass ich ihn nicht eingewiesen hätte. Ein ziemliches Risiko. So ist das: Wie oft habe ich im Studium und später gehört, dass wir Ärzte immer mit einem Bein im Gefängnis stünden? So etwas lässt sich nicht so leicht aus den Kleidern bzw. dem Gehirn schütteln. In solchen Augenblicken denke ich allerdings nicht viel nach, sondern vertraue auf… ja was? Das alles ist mir erst im Nachhinein richtig klar geworden.

Ich gab ihm also 3 Globuli Bryonia C 50.000 sofort und dazu noch 3 mit nach Hause zum Auflösen in Wasser, mit der Vorgabe, stündlich einen Teelöffel davon einzunehmen (man nennt diese Methode „Verkleppern“). Dann fuhren sie heim, nachdem ich Ihnen das Versprechen abgenommen hatte, sich bei Verschlechterung bzw. spätestens am nächsten Morgen zu melden.

Der Patient rief pünktlich früh am nächsten Morgen an und schon an seiner Stimme merkte ich, dass es ihm besser ging. Auf meine Nachfrage sagte er, er fühle sich um 50 % besser. Es sei merkwürdig gewesen, aber schon im Auto auf der Rückfahrt habe er gespürt, wie der Nebel in seinem Kopf sich lichtete. (Wenn ich so etwas von Patienten höre, bekomme ich auch nach 40 Jahren immer noch eine Gänsehaut). Ich fragte ihn nach seiner Atemnot und er meinte, sie sei zu 80 % besser. Wir telefonierten noch einige Male und nach gut einer Woche war er wieder fit.

Meine Frau und ich hatten ebenfalls Corona mit der sog. „Delta-Variante“. Eine Stunde nach Einnahme von Bryonia waren bei uns beiden die Kopfschmerzen gut zu ertragen. Ein paar Tage Fieber, Schnupfen, Husten und die Sache war erledigt. So wie Bhakdi, Wodarg u.v.a. es von Beginn an gesagt haben.

Mein Fazit, auch wenn es vermessen klingt: Wenn meine schulmedizinischen Kollegen nur einmal über ihren Schatten gesprungen wären und sich auf einen Versuch mit Bryonia eingelassen hätten, wäre uns das ganze Corona-Drama mit Masken, Lockdown, G2 inklusive Gentherapie erspart geblieben. Ja, ich weiß: lediglich ein frommer Wunsch.

Ich selbst habe viele Jahre zuvor auch mit Bryonia eine erstaunliche Erfahrung gemacht. Ich hatte ein „Impingement“- Syndrom, wie es heute genannt wird. Damals hieß es noch "Periarthritis humeroscapularis“. (Auch eine Entwicklung: aus Latein wird Englisch/Amerikanisch. Besser wird die Medizin dadurch aber nicht unbedingt). Es handelt sich um eine Reizung einer Sehne, die durch das Schultergelenk zieht und quasi wie ein Seil sich auffasern und reißen kann. Das Ganze ist ziemlich langwierig und kann sehr schmerzhaft sein.

Bei mir entwickelten sich die Schmerzen ganz allmählich bis zu dem Tag, an dem ich Notdienst hatte und meinen rechten Arm kaum noch bewegen konnte. Ich musste Hausbesuche machen und natürlich zum Anlassen den Zündschlüssel des Autos nach rechts drehen. Das ging aber nur, indem ich mit der linken Hand meine rechte bewegte. Am besten war es, wenn ich den Arm in einer Schlinge hielt.

So saß ich nun nachmittags in der Praxis, hatte noch eine ganze Nacht vor mir und hoffte auf möglichst wenige Anrufe. In den Tagen zuvor hatte ich so ziemlich alles an homöopathischen Mitteln genommen, was mir irgendwie in den Sinn kam. Nichts hatte wirklich geholfen, und ich war inzwischen bereit, „normale“ Schmerzmittel einzunehmen.

So saß ich da, brütete und überlegte ein weiteres Mal, welche Symptome am wichtigsten waren: Es war ein stechender Schmerz, der bei jeder kleinsten Bewegung sich verschlimmerte. Beides passte zu Bryonia. Ich weiß nicht, warum ich nicht schon früher darauf gekommen war, aber sich selbst zu behandeln ist oft nicht einfach.

Ohne große Hoffnung nahm ich also eine hohe Potenz von Bryonia. Ich saß am Schreibtisch und hatte keinen weiteren Wunsch als den auf einen ruhigen Dienst. Kurze Zeit später klingelte das Telefon und meine Helferin (heute: Medizinische Fachangestellte) stellte ein Gespräch eines Patienten durch. Das Telefon stand rechts neben mir, ich nahm mit der rechten Hand den Hörer ab und begann das Gespräch mit dem Anrufer. Erst während des Telefonats fiel mir auf, dass ich meinen rechten Arm bewegt hatte. Ich wurde ganz aufgeregt und musste mich sehr auf das Gespräch konzentrieren. Nebenbei bewegte ich meinen Arm. So gut wie keine Schmerzen mehr! Nur eine Gabe Bryonia und der Spuk war vorbei. Unter Alternativmedizinern nennt man dieses Phänomen „Sekundenheilung“.

Wenn ich solche Geschichten meinen schulmedizinischen Kollegen erzählt habe, konnte ich an ihren Mienen ihre Gedanken lesen: „Jetzt spinnt er wieder!“ Irgendwann habe ich mit dem Erzählen aufgehört.

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