Doppelter Hausbesuch

Im ärztlichen Alltag passieren manchmal auch ganz lustige Dinge. Der folgende Vorfall wäre geeignet für eine Comedyeinlage.

Ende der 1980 Jahre muss es gewesen sein. Wir hatten damals eine Gemeinschaftspraxis. Meine Kollegin, die leider schon vor vielen Jahren verstorben ist und von der ich sehr viel in Sachen alternative Heilmethoden gelernt habe, erhielt einen Anruf von Bekannten, dass eines ihrer Kinder mit hohem Fieber im Bett liege. Sie baten um einen Hausbesuch. Der eigentlich zuständige Kinderarzt, der auch informiert worden war, sei nicht gekommen. Meine Kollegin besuchte also das Kind. Das Kinderzimmer befand sich im ersten Stock. Mitten in der Untersuchung hörte sie unten die Haustür aufgehen und dann die Stimme des Kinderarztes. Sie hatte großen Respekt vor ihm und wusste sich keinen anderen Rat, als sich möglichst schnell zu verdrücken. Aber wohin? Das Fenster im 1. Stock war keine Option. In ihrer Not kletterte sie schwuppdiwupp in einen Kleiderschrank und zog die Tür von innen zu. Sie wagte kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen. Sie hörte aus dem Schrankinneren, wie der Kollege das Kind untersuchte. Nach einer Ewigkeit ging er. Alle hatten mitgespielt, auch das kranke Kind. Als er weg war, bogen sich alle vor Lachen. Das Kind wurde schnell gesund. Lachen ist bekanntlich die beste Medizin. Später erzählte sie bei jeder Gelegenheit die Geschichte. Eine ihrer guten Eigenschaften war, dass sie über sich selbst lachen konnte.

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