EJZ- Vorwort

Meinen ersten Leserbrief in der „EJZ“ schrieb ich im April 1986, als die radioaktive Tschernobyl-Wolke Lüchow-Dannenberg erreichte. Danach folgten in lockerer Folge zahlreiche; die meisten zum Thema Atomenergie. Es gab niemals Probleme mit der Veröffentlichung, solange man sich an die Regel hielt, persönliche Beleidigungen zu unterlassen.*

Das änderte sich mit Corona. Die ersten Leserbriefe gingen noch durch und viele Kollegen gaben mir Kontra. Mein Satz: „die Corona-Impfung ist der größte Menschenversuch in der Medizingeschichte“ war und ist zwar wahr, aber damit stach in ein Wespennest. So durfte das nicht gesagt werden, auch wenn es stimmt. Und erst recht nicht von einem Arzt.

Mit den folgenden Leserbriefen wurde es immer schlimmer: Die Redaktion suchte und fand immer mehr Haare in meiner Buchstabensuppe. Schnell lernte ein neues Wort: „Tatsachenbehauptung“.

Wo genau der Unterschied zwischen ihr und einer Meinung ist, weiß ich bis heute nicht. Jedenfalls fanden die Redakteure, die inzwischen von medizinischen Laien zu Super-Experten mutiert waren, immer etwas, was ich streichen sollte. Ich war es schon gewohnt, dass meine Briefe immer länger brauchten bis zur Veröffentlichung, aber nun gab es wochenlange Debatten um jedes Wort. Irgendwann 2022 habe ich die Lust verloren und das Schreiben aufgegeben.

Ich weiß von vielen impfkritischen Menschen, die sich bei mir beklagt haben, dass auch ihre Leserbriefe von der „EJZ“ zensiert bzw. gar nicht veröffentlicht wurden.

Heute bin ich fest davon überzeugt, dass es in Deutschland keine Gewaltenteilung mehr gibt. Die „4. Gewalt“ ist so verflochten mit den anderen staatlichen Gewalten, dass sie als Korrektiv unbrauchbar geworden ist.

Wie im Kleinen, so im Großen: spätestens seit Corona ist mir klar, dass es keine freie Meinungsäußerung in den wichtigen Medien mehr gibt. Der öffentliche Diskurs ist tot - die Tabus werden immer mehr, mit schlimmen Folgen für die Demokratie. So erinnern sich viele Ostdeutsche inzwischen schmerzlich an die Zustände in der DDR.

Ein prominentes Beispiel ist der Fall der ZDF-Journalistin Dunja Hayali, die 2015 von der damaligen Merkel- Regierung Honorar für regierungskonforme Berichterstattung kassiert hat.

Für mich ein klarer Fall von Korruption und wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.

* Zu dieser Zeit war die Leserbriefseite der „EJZ“ noch lebendig und interessant. Heute ist sie für langweilig und blutleer. Debatten finden so gut wie gar nicht mehr statt: wie im Kleinen, so im Großen.

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